37. Deutscher Kongress für Sportmedizin und Prävention
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Donnerstag, 27. 9. 2001
Im Rahmen des 37. Deutschen Kongresses für Sportmedizin und Prävention fand am 26.9 2001 nach einer Auftakt-Pressekonferenz ein Symposium über "Primäre und sekundäre Prävention koronarer Herzkrankheiten" statt. Nach der Eröffnung durch den Vorsitzenden des Kongress-Komitees, Prof. Dr. med. Paul E. Nowacki, führte Frau Professor Dr. med. Ingeborg Siegfried, die Vorsitzende der Gesellschaft zur Prävention und Rehabilitation von Herz- und Kreislauferkrankungen in Hessen und auch im Namen des Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes, in das Thema ein: Rauchen senkt bei Frauen den Östrogenspiegel, so dass der Östrogenschutz vor einer Herzkranzgefäßerkrankung wegfällt und somit durch Rauchen gerade bei Frauen das Risiko einer Herzkranzgefäßerkrankung steigt.
Konsequenz für die Bevölkerung sollte deshalb - für Frauen und Männer - striktes Nichtrauchen und ausreichende körperliche Aktivität sein.
In seinem Hauptreferat über moderne Diagnostik und Therapie der koronaren Herzkrankheit erläuterte Prof. Christian Vallbracht vom Herz-Kreislaufzentrum in Rotenburg.a.d.Fulda die nach wie vor überragende Bedeutung der Herzkatheter-untersuchung zur Diagnostik einer Herzkranzgefäßerkrankung und die moderne Auffassung innerhalb der Therapie der Herzkranzgefäßerkrankung, Gefäßverschlüsse - auch wenn sie scheinbar nicht von entscheidender Bedeutung für die Sauerstoffversorgung von intaktem Herzmuskelgewebe erscheinen - unbedingt im Hinblick auf die weitere Überlebenschance des Patienten durch geeignete Methoden, wie z.B. die Herzkatheter-Ballondilatation, wieder zu eröffnen.
Im Hauptvortrag von Dr. Martin Unverdorben vom Herz-Kreislaufzentrum Rotenburg a.d.Fulda über Golf bei Herzpatienten wurde dargelegt, dass Herz-Kreis-laufpatienten- nach geeigneter Voruntersuchung - Golf mit einem ausreichenden Trainingseffekt und ohne ein zusätzliches Herzrisiko sogar im Rahmen von Turnieren zusammen mit gesunden Golfspielern praktizieren können. Prof. Jeschke von der Universität München legte ergänzend dazu dar, dass Golf aber nicht als eine Aufgabe der Herzsportgruppen anzusehen ist.
Der Präsident des Verbandes Österreichischer Sportärzte, Primar Prof. Peter Schmid aus Bad Schallerbach in Österreich, referierte über den Stellenwert der Bewegungstherapie in der Primär- und Sekundärprävention der Herzkranzgefäßerkrankung:
Mit zunehmendem Alter wird der Vorteil körperlich aktiver Menschen gegenüber inaktiven im Hinblick auf das Erkrankungs- und auch das Sterberisiko immer deutlicher: Der Vorteil von körperlicher Aktivität, Spiel, Sport und Bewegung ist mittlerweile durch zahlreiche international anerkannte wissenschaftliche Studien belegt. So bringt ein Mehrverbrauch von 2000 Kilokalorien pro Woche den besten Nutzen, aber auch bereits kleinere Aktivitätsmengen sind von faßbarem Vorteil.
Körperliche Aktivität und Nichtrauchen bringen dabei die größten Abnahmen eines Gesundheitsrisikos (Abnahmen um 45 bis 60 Prozent !). Insbesondere ein moderat betriebenes Ausdauertraining zeigt günstige Auswirkungen, wie Steigerung der Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit, Abbau eines Übergewichts, Senkung erhöhter Blutdruckwerte und Senkung erhöhter Cholesterinwerte. Liegt bereits eine Herzkranzgefäßerkrankung vor, so bringen Änderungen des Lebensstils mit körperlicher Aktivität, Ernährungsumstellung und Entspannung fassbare Vorteile. Selbst bei Patienten mit einer Herzschwäche lässt sich mit einer Bewegungstherapie die Lebensqualität verbessern und Sterblichkeit und Zahl der Krankenhausaufenthalte deutlich senken. In einem ergänzenden Beitrag wurde dargelegt, dass auch Schwimmen - nach entsprechenden Voruntersuchungen - für Herzpatienten mit ausreichender Leistungsfähigkeit möglich ist. Alles gute Gründe, lebenslang mit Freude am Sport körperlich aktiv zu sein und zu bleiben!
In einem begeisternden und für die Gesamtbevölkerung eintrittsfrei offenen Plenarvortrag sprach Prof. mult. Dr. med. Dr. h.c. Wildor Hollmann über "Gehirn - Geist - Psyche - körperliche Aktivität": Das Gehirn des Menschen stellt die komplexeste Struktur im Universum dar und zeichnet sich u.a. durch abstraktes Symboldenken und zukunftsorientiertes Handeln aus. Aus wissenschaftlicher Sicht dominiert heute die Auffassung, Geist und Gehirn als eine Einheit zu sehen. Einen faszinierenden Bereich stellt das Zusammenspiel zwischen Verstand und Gefühl im Gehirn dar. Ein dem Gehirn innewohnendes Belohnungsprinzip sichert den Überlebenswillen des Menschen und gibt so einen Rhythmus für das Alltagsleben vor. Hochkomplexe Verschaltungen der Nervenzellen ermöglichen die Bewertung (mit positiven oder negativen Gefühlen) des Erlebten und Gewesenen in einem Zusammenspiel von ca. 100 Milliarden Nervenzellen und bilden auch die Grundlage für unser Bewusstsein. Den stärksten Reiz, dass Nervenzellen erhalten bleiben und nicht absterben, und auch dafür, dass Nervenzellen ihre Funktionsfähigkeit erhalten und ausbauen, insbesondere durch das Knüpfen vielfältiger Kontakte untereinander, stellt die Bewegung dar: auch hier wieder ein überzeugender Beweis heutiger Forschungsergebnisse für die Bedeutung körperlicher Aktivität. Das Gehirn des Menschen zeigt auch deutliche Geschlechtsunterschiede, die Männern und Frauen jeweils geschlechtstypische besondere Fähigkeiten ( z.B. rhetorische Fähigkeiten bei Frauen, Fähigkeiten des räumlichen Auffassungsvermögens bei Männern) verleihen, die aber in komplexer Weise z.B. auch von Hormonkonzentrationen abhängen. Körperliche Aktivität steigert - erstmals in Untersuchungen von Prof. Hollmann gezeigt - die regionale und globale Hirndurchblutung und auch den Gehirnstoffwechsel: so werden beim Klavierspielen zwar nur zwei Prozent der Körpermasse bewegt, aber bis zu 60 Prozent des Gehirns um bis zu 30 Prozent mehr durchblutet! Auch Geschicklichkeitsübungen steigern die Gehirndurchblutung. Körperliche Aktivität verbessert über Änderungen des Stoffwechsels die Stimmung und mindert über die Produktion von Endorphinen im Gehirn die Schmerzempfindung.
Körperliche Aktivität stellt den entscheidenden Faktor dar, Alterungsprozessen im Gehirn mit Minderung der Zahl der Kontaktstellen zwischen Nervenzellen entgegen zu wirken.
Der sowohl für Fachleute wie auch Bürger begeisternde Vortrag von Prof. Hollmann wurde mit mehrfachem Applaus und ausdrücklichem Dank des stellvertretenden Kongress-Komitee-Vorsitzenden, Prof. Dr. med. Karl-Hans Arndt, bedacht.
Weitere Informationen zum Kongress über das "Pressezentrum des 37. Deutschen Kongresses für Sportmedizin und Prävention" (Meirotels-Halle, Heinz-Meise-Straße 96, 36199 Rotenburg a. d. Fulda, Tel: 06623-88-1644, Fax: 06623-88-1670, e-mail: presse.dgsp2001@uni.de).
Gesamtprogramm (Kongressführer) unter http://www.dksp2001.de und http://www.sportmedizinkongress.de
Kongresskomitee: Prof. Dr. Paul E. Nowacki, Gießen (Vorsitz), Prof. Dr. Karl-Hans Arndt, Erfurt (Stellv.), Med.-Rat Dr. Eberhard Greiner, Gotha (Industrieausstellung), Priv.-Doz. Dr. Gerd Hoffmann, Frankfurt am Main (Öffentlichkeitsarbeit)